Die Geschichte der Prostitution

Die Geschichte der Prostitution

Das älteste Gewerbe der Welt?

Prostitution wird im Volksmund oft als das älteste Gewerbe der Welt bezeichnet. Ob es sich tatsächlich um das älteste Gewerbe handelt lässt sich nicht mit Sicherheit klären. Fest steht jedoch, dass bestimmte Formen der Prostitution bereits vor über 3.000 Jahren ausgeübt wurden.


Die Einstellung zur Prostitution unterschied sich in den verschiedenen Kulturen und

veränderte sich oft stark in den vergangenen Zeitepochen. Bereits das erste Buch Mose erzählt von der Hure Tamar, die sich Juda für einen Ziegenbock hingab.

Im Altertum war Kult- Tempelprostitution eine alltägliche Angelegenheit. Nach einem Gesetz des Königs Hammurrabi (1793 - 1750 v. Chr.) mussten alle jungen Frauen sich einmal im Tempel einem Fremden hingeben und so Geld für den Tempel sammeln. Verschiedene Formen der Tempelprostitution gab es auch bei den Assyrern, Ägyptern und Persern. Der Verkehr mit der Priesterin sollte die Götter für Ackerbau und Viehzucht gnädig stimmen.


Später in der Bibel trägt die Hure Rahab dazu bei, dass die Israeliten die Stadt Jericho einzunehmen können und wird dafür noch im Jakobusbrief gewürdigt.


In der gesamten bekannten Geschichtsschreibung finden sich auch Hinweise auf Bordelle. Im Jahr 594 v. Chr. errichtete Solon in Athen das erste staatliche Bordell. Die Prostituierten in Athen galten als die vornehmsten im gesamten Mittelmeerraum, mit hervorragender Bildung und feinen Umgangsformen.


Überreste eines antiken Bordells lassen sich noch heute in der 79 n. Chr. von einem Vulkanausbruch verschütteten Stadt Pompeji besichtigen.


Im alten Rom boten die einfachen „nudae“ (die Nackten) schnellen Sex für den Gegenwert von einem Glas Wein oder einem Laib Brot an. Bessergestellte Huren lockten ihre Freier in die Säulenhalle des Pompeius auf dem Palatin oder in eines der öffentlichen Bäder. Die Prostituierten wurden bereits im Jahr 40 nach Christus besteuert. Der sogenannte „unus concubitus“, der Schandlohn für einen Akt pro Tag, musste an den Staat bezahlt werden.

Die Hurensteuer wurde später auch von den christlichen Herrschern erhoben.Auf den Kreuzzügen begleiteten zahlreiche Huren die Heere. Sie wurden von einem sogenannten „Hurenweibel“ befehligt. Die „Trossweiber“ erledigten aber auch andere Arbeiten wie waschen, kochen und putzen.


Als Alexander der Große (356 v. Chr. – 323 v. Chr.) im Altertum mit seinem Heer umherzog, waren stets eine große Zahl von Prostituierten dabei. Im abendländischen Kulturkreis wurden Bordelle erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts

urkundlich erwähnt. Die bekannten Bordelle im 13. Jahrhundert standen in Hamburg, Augsburg und Zürich.


Im Jahr 1276 verbot Kaiser Rudolf von Habsburg, die „gelüstigen Frauen“ zu beleidigen denn die Damen zahlten immerhin zwei Pfennig Steuer wöchentlich. Dennoch mussten die Prostituierten an Sonntagen und in der Fastenzeit die Stadt verlassen.

Mit der Gründung der Universitäten im 14. Jahrhundert sorgten vor allem die Studenten mit ihrem ausschweifenden Lebensstil für einen Aufschwung im Horizontalen Gewerbe. Kirche und Obrigkeit glaubten, die Prostitution schütze die ehrsamen Frauen vor sexuellen Übergriffen und sei deshalb ein notwendiges Übel. „Fahrende Frauen“ reisten zu Konzilen, Reichstagen und Hoflagern, wo sie auf zahlreiche Freier stießen. Mehr als 800 Huren sollen allein im Jahr 1394 zum Frankfurter Reichstag gefahren sein.

Im Jahre 1414 rief Kaiser Sigismund das Konzil von Konstanz ein und dankte im Anschluss der Stadt Konstanz für die Bereitstellung von Prostituierten. Es sollen sich dort rund 1.500 Prostituierte in der Stadt aufgehalten haben.

Durch die sich stark ausbreitende Syphilis zum Ende des 15. Jahrhunderts verloren die Frauenhäuser und Bäder an Bedeutung. Maximilian I. ließ 1495 in Wien extra ein Spital für Syphilitiker errichten.


Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatten die „unzüchtige Weibspersonen“ ein schweres Leben. Sie wurden zunehmend geächtet und Kaiser Maximilian I. untersagte es ihnen, ihr Gewerbe auszuüben. Die Bordelle wurden geschlossen und in Wien wurde ein Verzeichnis „etlicher verdächtiger und leichtfertiger Örter“ geführt.

Kaiser Ferdinand richtete 1560 eine geheime Keuschheitskommission ein, welche, ebenso wie die Kirche, die unsittliche“ Lebensweise bekämpfte. Huren, aber auch ihren Freiern, drohten hohe Strafen - bis hin zur Todesstrafe.


Im 17. Jahrhundert gab es für „unzüchtige Weibspersonen“ hohe Geldstrafen oder sie wurden öffentlich ausgepeitscht und angeprangert. In besonders schlimmen Fällen mussten Sie damit rechnen, dass man ihnen ein Ohr abschnitt.

Unter Kaiserin Maria Theresia (1717 - 1780) schnitt man den Huren das Haar ab, teerte den Schädel und peitschte sie vor der Kirche aus, wenn Sie einen Freier mit Syphilis angesteckt oder bestohlen hatten. Dirnen, die aus dem Gewerbe aussteigen wollten, konnten in ein „Büsserinnenhaus“ eintreten. Diese Institution wurde jedoch bereits nach fünf Jahren wieder geschlossen, da es offenbar nicht sehr viele Straßenmädchen gab, die das Sündenleben satt hatten.


Die Liste der geschichtlichen Erwähnungen von Prostitution ließe sich beliebig fortführen. Klar wird, dass es, solange die Wissenschaft die Entwicklung der Menschheit zurückverfolgen kann, auch stets Formen der käuflichen Liebe gab.

Bis heute ist Prostitution allgegenwärtig, auch wenn es in unserer Kultur nicht mehr als chic gilt sich mit Prostituierten zu umgeben.

In Japan hingegen ist es nicht anstößig, sich mit Geschäftspartnern in einem Bordell zu treffen. Prostitution ist dort durchaus ein anerkannter und ehrenhafter Beruf.

Das Thema Erotik und käufliche Liebe zieht sich auch durch die gesamte Literatur. Keine Zeitepoche oder Kulturkreis, der nicht auf zahllose Werke zurückblicken kann, welche Erotik, Sex oder Prostitution thematisieren.

Exemplarisch seien hier die Werke von Rimbaud, Baudelaire oder das Kamasutra genannt.


Fazit

Die Geschichte der Prostitution reicht über 3.000 Jahre zurück. Die Einstellung hierzu unterschied sich in den verschiedenen Kulturen und veränderte sich oft stark in den jeweiligen Zeitepochen.

Auch heute richtet sich die Einstellung zu diesem Thema nach dem kulturellen Umfeld.


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